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Gesunde Wut

Jede Emotion, die wir verspüren, kann eine gesunde Emotion sein, die uns darüber Auskunft gibt, wie wir eine (Beziehungs-) Situation tatsächlich erleben. Innerhalb von Bindungen ist die Emotion Wut die problematischste von allen Emotionen, auch dann noch, wenn es sich um gesunde, notwendige Wut handelt. Wut hat das Potential, die Bindung relativ rasch und nachhaltig zu schädigen (zoom-link)

Unterschiede

Wut ist dann eine gesunde Emotion, wenn sie auf Grenzverletzungen reagiert, die uns widerfahren sind: Verrat, Demütigung, Ungerechtigkeit, Zurückweisung unserer Person sowie Missbrauch sind solche Grenzverletzungen, auf die wir natürlicherweise mit Wut reagieren. Es ist für die psychische Gesundheit äusserst wichtig, diese Wut zuzulassen und auszudrücken.

Im Zusammenhang mit Bindungen stellt die gesunde Wut typischerweise ein ignoriertes oder vernachlässigtes Bedürfnis nach Nähe ins Zentrum, um diese Nähe wieder herzustellen. Die gesunde Wut hilft der Person, dieses ignorierte und vernachlässigte Bedürfnis nicht resignativ hinzunehmen.

Davon zu unterscheiden ist die ungesunde Wut. Hinter einer ungesunden Wut verbirgt sich ein andere negative Emotion, die zuerst (primär) da ist . Diese primäre Emotion widerspiegelt das emotionale Erleben viel besser und ist der Person angepasst oder adaptiv. Ungesunde Wut verbirgt die eigene Verletzlichkeit vor dem Partner und erwähnt mit keinem Wort, dass es sich allenfalls um ein ignoriertes oder vernachlässigtes Bedürfnis nach mehr Nähe handeln könnte.

Wer zum Beispiel traurig ist, sich schuldig fühlt, sich verlassen fühlt, Angst hat, Scham empfindet, unsicher ist oder sich ausgelaugt und erschöpft fühlt, kann diese primären Emotionen umwandeln in Ärger und Wut (zoom-link) . In nahen Beziehungen und Bindungen ist ungesunde Wut eine der wichtigsten Gründe für negative Beziehungsmuster (Angriffe und Rückzüge).

Wut und Nähe sind auf Dauer inkompatibel

Obwohl bei der gesunden Wut die Notwendigkeit besteht, sie dem Partner gegenüber zum Ausdruck zu bringen, muss auch die gesunde Wut sehr schnell abklingen und Platz machen für feinere, weniger angriffigere Emotionen.

Die ungesunde Wut sollte überhaupt nicht zum Ausdruck kommen. Sie ist kein Ausdruck echter Gefühle, sondern eine Selbstschutzemotion, um meinem Partner nicht zu zeigen, dass ich verletzt bin, mich traurig oder verlassen fühle, ein schlechtes Gewissen habe (Schuldgefühl), unsicher oder ängstlich bin. Es ist Hauptzweck der "ungesunden Wut", Verletzungen vor dem Partner möglichst zu verbergen. Es ist in diesem Fall notwendig, möglichst rasch Zugang zu finden zu diesen feineren, verletzlicherlichen negativen Emotionen, um sie dem Partner gegenüber auszudrücken. Gelingt dies nicht, so werden negative Beziehungsmuster überhand nehmen.

 

Gesunde Wut

Ein gesunder Ausdruck beschreibt das Verhalten des Partners, bezieht sich auf die Umstände und legt die eigene Verletzung offen. Die eigenen Grenzen werden klar ausgedrückt, ohne dass die Grenzen des Partners verletzt werden. Ein Kernsatz "gesunder Wut" berücksichtigt folgendes Schema:

Formel der gesunden Wut

DAS = VERLETZUNG = NEIN !

Formel der ungesunden Wut

DU = NEIN
BEZIEHUNG = NEIN

Merkmale gesunder Wut

  • Das Ausdrücken von gesunder Wut ist spezifisch: Es bezieht sich auf die Situation, auf das Verhalten, auf den Zeitpunkt, den Ort und die Art und Weise der Verletzung. Gesunde Wut zielt nicht einfach auf die Person.
  • Der Partner fühlt sich betroffen, wird aber nicht automatisch zum Gegenangriff blasen oder sich sofort zurückziehen. 
  • Das Ausdrücken von gesunder Wut verbirgt die eigene Verletzung nicht, sondern macht sie bewusst vor dem Partner sichtbar. Wenn die eigene Verletztheit nicht vollständig sichtbar gemacht wird, dann kann es sich nie um gesunde Wut handeln.
  • Das Ausdrücken der gesunden Wut übt keine Rache und verletzt die Grenzen des Partners nicht. Es stellt hingegen die eigenen Grenzen wieder her und macht sie deutlich.
  • Das Ausdrücken der gesunden Wut innerhalb einer Bindung (nahen Beziehung) ist gekoppelt mit einem Bedürfnis: Dem Partner wieder nahe sein zu können, sich wichtig für ihn wieder fühlen, sich sicher(er) und geborgen(er) fühlen können, spüren, dass der Partner da sein wird, wenn man ihn braucht und ihn (wieder) lieben zu können).
  • Gesunde Wut entsteht entweder aufgrund einer emotionalen Grenzverletzung: Verrat, Demütigung, Ungerechtigkeit, Missbrauch, Ablehnung (Zurückweisung der Person). Oder weil wichtige Bedürfnisse nach Nähe des Partners zurückgewiesen oder ignoriert werden.
  • Gesunde Wut muss zwecks Wahrung der psychischen Gesundheit ausgedrückt werden.
  • Nachdem der Wutausdruck erfolgte, wird in der Regel automatisch auch die Traurigkeit oder die Verlassenheit oder andere, feinere negativen Gefühle ausgedrückt, allerdings nicht mehr im Wutmodus.

 

Ungesunde Wut

  • Sie zielt zu schnell und zu oft auf die Bindung an und für sich und erschüttert oftmals die Bindungssicherheit als solche.
  • Verallgemeinernde negative Bewertungen zur Situation, zur Person und Charakter werden geäussert oder im Stillen gedacht.
  • Der andere wird gedanklich oder verbal als grundsätzlich schlechter hingestellt.
  • Absolute Wörter wie "immer", "nie", "nur", "ständig" fallen gehäuft oder werden im Stillen gedacht.
  • Zu aggressive Ironie, sarkastische und zynische Formulierungen und Wörter.
  • Dem Partner werden Fähigkeiten abgesprochen, sich zu ändern oder zu verbessern oder man gibt den Partner im Stillen auf und resigniert.
  • Es fallen Drohungen und Ultimaten oder Drohungen und Ultimaten werden im Stillen für sich selber formuliert.
  • Positive Erfahrungen und Gefühle, die zwischen den Partnern grundsätzlich vorhanden wären, spielen wie keine Rolle mehr in solchen Momenten.

Merkmale von "ungesunder Wut"

Typische Zeichen von reaktiver oder ungesunder Wut aus Selbstschutzgründen:

  • Ungesunde Wut sollte nicht ausgedrückt, sondern vermieden werden. Stattdessen sollte man sich fragen: Was möchte ich eigentlich sagen, abzüglich der Wut?
  • Ungesunde Wut übt Rache, verallgemeinert auf unzulässige Weise, produziert "Verbalmüll" oder führt zu einem kalten Rückzug.
  • Anstelle von ungesunder Wut kann auch Sturheit, falscher Stolz oder Dominanzverhalten treten. Das sind alles wut-basierte (sekundäre) Emotionen.
  • Ungesunde Wut greift den Partner in verallgemeinerter Form an und macht aus ihm verbal einen schlechteren Menschen als man selber ist.
  • Ungesunde Wut erzeugt automatisch einen Abwehrreflex beim Partner. Der Partner greift ebenso an oder zieht sich stark zurück.
  • Auch ungesunde Wut ist im Rahmen einer Bindung oder nahen Beziehung (fast immer) gekoppelt mit einem unbefriedigten oder frustrierten Bedürfnis nach mehr oder einer verbesserten Nähe. Allerdings entsteht beim anderen Partner der (falsche) Eindruck, dass es überhaupt nicht um ein solches Bedürfnis geht.
  • Ungesunde Wut ist deshalb ungesund, weil es nicht wirklich um Wut geht. Ungesunde Wut verbirgt eine andere negative Emotion der Verletzlichkeit: Trauer, Angst Verlassenheitsgefühl, Unsicherheit, Hilflosigkeit, Schuldgefühl, Scham, Erschöpfung und Schwäche.
  • Insbesondere die Emotionen Angst, Unsicherheit, Verlassenheit und Traurigkeit sind oftmals Emotionen, die entstehen, wenn Bindungsbedürfnisse frustriert werden. Diese Emotionen werden dann umgewandelt in Wut statt dass sie sichtbar gemacht und offen kommuniziert werden.