Paarübungen

Für Paare, Partner und Singles

showcase

Sprache auswählen

Hello Casino
rueckzug

Dieses Alarmmuster bei negativer Nähe ist wahrscheinlich das am meisten anzutreffende. Das Grundmuster ist, dass der eine Partner seine Verletzung in einen Angriff umwandelt und der andere Partner sich daraufhin zurückzieht. Der Rückzieher gibt in der unmittelbaren Situation ausser Mauern oder Blockieren wenig Kontra.

Derjenige, der sich zurückzieht, macht das zuerst einmal, um den Schmerz nach dem Angriff zu betäuben. Relativ schnell entsteht dann eine Art kalte Wut, mit der man sich einmauert. Die "kalte" Wut wird vor allem sichtbar, wenn die Partner im Kontakt zueinander stehen. Durch den Rückzug entsteht (noch) weniger Nähe. Das ist für die Partnerin wiederum ein Auslöser, die Verbindung wieder herzustellen. Sie wird dies aber meistens durch einen neuen Angriff tun, was wieder zum Rückzug führt. Und so dreht sich die Negativspirale...

 

Pic angriff-rueckzug Bindungsalarm: Verhalten bei negativer Nähe Angriff-Angriff Rückzug-Rückzug

Verhaltensmuster bei Angriff-Rückzug

Das Schema Angriff-Rückzug macht aus dem einen Partner den Nähe-Suchenden und aus dem andern Partner den Nähe-Vermeidenden. Das ist die äussere, sichtbare Seite des Musters.

Die unsichtbare Seite hingegen besteht in der Regel aus zwei Personen, bei denen beide auf wichtige Bedürfnisse nach Nähe verzichten und darunter leiden.

Diejenige, welche Nähe sucht, vertreibt den Partner mit der Art, wie die Nähe hergestellt wird: Nämlich über Nörgeln, Kritik, Beschuldigungen, Machtausübung, Forderungen, Opferposen und alle weiteren Arten von "Angriffen". Dadurch entsteht zwar Kontakt, aber es entsteht keine Verbindung, die vom Partner aufgenommen werden kann.

Vielmehr passiert das Gegenteil: Derjenige, welche die Nähe meidet, schweigt, zieht sich zurück, mauert, lässt sich die Angst oder die Verletzungen möglichst wenig anmerken, übt sich in Geduld, hält sich zurück, um zwischendurch einmal etwas zurück zu fauchen. Er mauert und lässt den Partner nicht an sich heran.

Beide sind in einer ungesunden Wut gefangen. Beim einen Partner äussert es sich in "heisser" Wut, beim anderen Partner in "kalter" Wut. Weder kann sie ausdrücken, welche Gefühle sie wirklich hat abzüglich der Wut. Noch kann er hinter seiner Mauer hervorkommen, aufstehen und sagen: "Ich fühle mich verletzt und traurig, wenn ich auf diese Weise kritisiert werde."

Wenn der Rückzug andauert, dann häufig deshalb, weil ein Zulassen von Nähe zu viel Verletzlichkeit auslöst. Der sich zurückziehende Partner schafft es nicht, sich seiner Verletzlichkeit zu stellen und bleibt aus Gründen des Selbstschutzes im Rückzug. Dies schafft negative Nähe, die meistens beim andern Partner ein verzweifeltes Verhalten auslöst, die Nähe wieder herzustellen. Dauert der Rückzug trotzdem weiter an, wird der Nähe suchende Partner meistens in einen Angriffsmodus verfallen und heisse Wut entwickeln. Denn viel Rückzug löst Hilflosigkeit aus. Hilflosigkeit ist eine klassische negative Emotion der Verletzlichkeit (zoom-link).

 

Merkmale von Angriff-Rückzug

  • Hinter dem Angriff respektive der "heissen" Wut steht meistens ein Wunsch nach positiver Nähe, der nicht zum Ausdruck kommt oder nur im Zusammenhang mit Kritik.
  • Häufig ist es ein nichtiger Anlass, der zu Klagen, Nörgeln und Kritik führt. Wäre eine bedürfnisgerechtere Nähe zwischen den Partnern vorhanden, dann führte der gleiche Anlass in der Regel nicht zu einem Bindungsalarm.
  • In einer Partnerschaft macht man vieles nicht nur für sich alleine, sondern immer auch für den Partner. Ein Partner (Partnerin) leidet unter Umständen stärker darunter, dass man sich gegenseitig zu wenig Emotionen der Anerkennung gibt, vor allem Lob und Dankbarkeit.
  • Manchmal ist der Auslöser auch ein Dauerbrenner wie Ordnungssinn, bestimmte Aufgaben oder Verantwortlichkeiten. Würde positive Nähe vorhanden sein, so lässt man die "Dauerbrenner" eher links liegen und empfindet deutlich mehr Toleranz.
  •  "Alte" Verletzungen, die unerledigt geblieben sind, werden dem anderen Partner immer wieder an den Kopf geworfen und führen zu Angriff-Rückzug.

 

Beispiel zu "Angriff-Rückzug"

Sie hatten gerade das Essen beendet, das Kind geht ins Zimmer spielen, da sagt die Frau: "Du könntest auch mal mehr im Haushalt machen. Ich habs satt, immer die Haussklavin zu spielen."

Er denkt sich: "Nicht schon wieder. Immer diese Vorwürfe. Ich mache schon viel weniger im Haushalt, das stimmt...". Er fängt an, sich schuldig und schlecht zu fühlen, als "bad guy".

Immer noch am Tisch sitzend bleibt er still, schweigt und scheint wie geistig leicht abwesend. Dann sagt er knapp hörbar: "Ich muss jetzt los". Als er fort war, wird die Frau traurig: "Wenigstens mal etwas Gemeinsames unternehmen könnten wir wieder einmal", denkt sie sich...

Später, bei seinem Kollegen, wird er sich ereifern: "Soll sie doch mal voll arbeiten gehen. Ich bezeichne mich ja auch nicht ständig als Obertrottel für die Geldbeschaffung...".

Am Abend, als er nach Hause kam, geht die Frau zu ihm und sagt: "Und, was ist jetzt mit deinem Anteil an Hausarbeit? Wann machst du endlich auch mal etwas?" Er sagt wieder nichts, wendet sich ab und geht in ein anderes Zimmer. Die Frau geht ihm hintennach und redet in einem klagenden, abschätzigen Ton über die Beziehung und über ihn als Mann.