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Wut-Eskalationen geschehen immer dann, wenn beide Partner negative Emotionen der Verletzlichkeit (zoom-link) in reaktive Wut umwandeln und diese Umwandlung nicht stoppen können. Traurigkeit, Hilflosigkeit oder eine Kränkung wird vor dem Partner nicht offen gelegt. Aus Selbstschutz wird diese negative Emotion der Verletzlichkeit in Wut umgewandelt.

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Diese Wut entlädt sich dann nicht zwingend an einem wichtigen Thema, sondern unter Umständen einfach an einem gerade dahergekommenen Anlass, für welchen ansonsten ausreichend Toleranz oder Diskussionsbereitschaft vorhanden wäre.

Die Umwandlung in Wut geschieht blitzschnell und häufig von einem selber unbemerkt. Es braucht Übung, es bei sich selber zu merken und Gegensteuer zu geben. Es lohnt sich aber für die eigene Lebensqualität und für die Partnerschaft ungemein.

Wenn das Bindungsgefühl in einen Alarmzustand geraten ist oder sich schon seit längerer Zeit darin befindet, dann ist unserem emotionalen Gehirn (lymbisches System) jeder Anlass recht, um dem Partner mitzuteilen: Mein Bindungsgefühl ist reparaturbedürftig!

Die Umwandlung in Wut ist jedoch eine sehr ungünstige und destruktive Art der Mitteilung. Wenn hinter der Wut wichtige andere Emotionen verborgen bleiben (meistens Traurigkeit, Angst, Unsicherheit, Verlassenheitsgefühl oder Scham), dann handelt es sich um ungesunde Wut.

 

Verhaltensmuster bei Angriff-Angriff

Der Angriff zeichnet sich durch eine "heisse Wut" aus. Sie ist sicht- und hörbar, und beide Partner erhitzen sich im wahrsten Sinne des Wortes im Wortgefecht. Im Falle von ständig steigender Wut werden die Partner zumindest verbal unzurechnungsfähig und verletzen sich. Die Verletzungen bleiben im Gedächtnis oft eingebrannt. Emotional intensives Erleben hinterlässt im Gehirn tiefere Spuren, im Guten wie auch im Schlechten.

Eskalationen - Verbalmüll

Pic angriff-angriff Bindungsalarm: Verhalten bei negativer Nähe Angriff Angriff-Rückzug Rückzug-Rückzug

Man kann ohne Übertreibung sagen: Fast alles, was sich die Partner in diesem Zustand der ungesunden Wut sagen, ist für die Katz.

Im Extremfall kann man das auch als "verbalen Müll" bezeichnen, weil sich die Partner in diesem Verhalten alles an den Kopf werfen können. Es wird kaum zu einer Klärung beitragen und dient vor allem dem Zweck, die eigene Verletzlichkeit (mehr schlecht als recht) vor dem Partner und vor sich selber zu verbergen.

 

Merkmale von "Angriff-Angriff"

  • Wut schiesst schnell über den Anlass hinaus.
  • Verallgemeinernde negative Bewertungen zur Situation, zur Person und Charakter werden geäussert.
  • Es entsteht ein "Kampf", wer schlechter, schlimmer oder besser ist (bezüglich was auch immer).
  • Der andere wird als schlechterer Mensch hingestellt als man selber
  • Absolute Wörter wie "immer", "nie", "nur", "ständig" fallen gehäuft
  • Dem Partner werden Fähigkeiten abgesprochen, sich zu ändern oder zu verbessern.
  • Es fallen Drohungen und Ultimaten (z.B. Trennungsaussprüche).
  • Positive Erfahrungen und Gefühle, die zwischen den Partnern grundsätzlich vorhanden wären, spielen wie keine Rolle mehr und erscheinen als nicht mehr existent.

Eskalationen und Wut

Eskalationen entstehen durch unaufhörliche Umwandlung in Wut.

  • Diese Umwandlung geschieht, um die Verletzlichkeit vor sich und dem Partner zu verbergen (Selbstschutz).
  • Wenn der grössere Teil der Wut aus Umwandlung von verletzlicheren Gefühlen besteht, dann ist sie ungesund.
  • Es gibt auch gesunde Wut! Sie unterscheidet sich in verschiedenen Punkten von der ungesunden Wut (siehe Tipp links).

Temperament: Unterschiedlich von Paar zu Paar und von Partner zu Partner

Was in der einen Partnerschaft als klarer Angriff gilt, ist einer andern Partnerschaft allenfalls ein noch einigermassen gut tolerierter Wortwechsel, der nicht als Angriff gewertet wird. Er führt zu keinem Alarm.

Aber jede Partnerschaft, ganz unabhängig von Temperament und Charakter der beteiligten Personen, hat ihre eigenen Grenzen wie auch jeder der Partner seine / ihre Grenzen diesbezüglich hat.

Wenn diese überschritten werden, dann wird eine Geste, ein Blick, ein Wort oder eine Handlung als Angriff auf das Bindungsgefühl taxiert. Es ist unwichtig, wo hoch oder niedrig diese Grenzen liegen. Es ist ebenso unwichtig, ob sich die Grenzen mit der Zeit verschoben haben oder ob jemand gerade in den Augen des andern überreagiert.

Entscheidend ist alleine, ob dadurch ein Bindungsalarm ausgelöst wurde oder eben nicht. Es ist müssig, darüber zu streiten, ob das "Sinn" macht oder angemessen war. Ihr lymbisches System (emotionales Gehirn) gibt diesbezüglich eine klare Antwort: Offenbar herrscht Alarm, und den gilt es ernst zu nehmen.

Partner, deren negative Art, sich miteinander auseinanderzusetzen, vor allem durch Angriff-Angriff gekennzeichnet ist, haben diese Grenze überschritten. Sie sind angekommen in der sogenannten ungesunden Wut, die verletzlichere Emotionen durch eben diese ungesunde Wut zu verbergen versuchen: Aus Selbstschutz vor der eigenen Verletzlichkeit.

Ein "Vorteil" und die vielen Nachteile des Angriffs

Der einzige Vorteil eines Angriffs ist, dass die Partner im Kontakt bleiben und in diesen Momenten nicht so tun, als ob alles in Ordnung wäre. Ebenso erscheint vielen das Abladen der Anspannung als vorübergehend positiv. Allerdings ist der Kontakt in der Regel sehr negativ und kann zu neuen Verletzungen führen, die dann die Negativspirale am Laufen halten.

Meistens durchschauen die Partner im Moment des Angriffs überhaupt nicht, dass der Angriff aufgrund eines lädierten Bindungsgefühls erfolgt und weil Bindungsbedürfnisse nach Nähe unbefriedigt sind. Deshalb fällt es vielen Partnern schwer zu sagen, welche negative Emotion der Verletzlichkeit eigentlich in Wut umgewandelt wurde (zum Beispiel Traurigkeit, Verlassenheitsgefühl etc.). Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieses Schema wiederholt, ist deshalb hoch.

Dennoch geht es bei der Lösung dieser Problematik genau darum: Herauszufinden, um welche negativen Emotionen der Verletzlichkeit es geht, um diese ohne Wut mitzuteilen (zoom-link).

 

Beispiel "Angriff-Angriff"

Er hatte laut gelacht, als seine Partnerin meinte, die Hauptstadt von Kuala Lumpur sei Malaysia. "Umgekehrt", meinte er. " So was von ungebildet...", spöttelte er. Das verletzte die Frau. Und ja, natürlich, sie hat es verkehrt herum gesagt. "Bei dir bin ich ja schon froh, dass du überhaupt weisst, dass Malaysia ein Land ist. Tu nicht so grossartig", entgegnete sie ihm. "Willst du jetzt sagen, ich sei gerade der Ungebildete oder was?" meinte er mit verändertem Ton und Blick.

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Der Mann gerät in eine Wolle und fängt an, lauter zu reden mit neuen Sticheleien. Daraufhin die Frau: "Ja, das meine ich. Der Schlauste bist du wohl nicht gerade. Oder wieso glaubst du, verdienst du weniger als fast alle unsere Freunde?"

"Die andern haben mehr, weil dort auch die Frau arbeitet! Wenn meine Kollegen eine Frau hätten, die den ganzen Tag nur zu Hause rumhängt, dann wären die auch nicht besser dran."

"Ich hänge nicht den ganzen Tag herum, sondern mache deinen Dreck weg... Mir geht es gleich, wie deiner Mutter. Die hatte auch einen Mann, der nur grosse Sprüche klopft, aber sonst nichts zustande bringt."

"Wenn wir schon von meinen Eltern reden: Du wärst heute froh, hättest du so einen Vater wie meinen gehabt. Dann wärst du fähiger, deine Probleme im Leben zu lösen. Ich frage mich täglich, ob deine Eltern dir auch mal etwas beigebracht haben....", entgegnete er ihr.

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Solchen "Verballmüll" muss man rechtzeitig stoppen... Ursprünglich ging es um eine negative Emotion der Verletzlichkeit, nämlich die Scham der Frau, einen Fehler gemacht zu haben. Die Reaktion des Ehemannes war nicht tolerant, sondern abwertend, was die Scham erhöht. Die Antwort der Frau darauf war, Scham beim Mann zu erzeugen, indem sie ihm sagte, er sei selber dumm (oder noch dümmer).