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Das ist ein trauriges Kapitel und für eine Selbsthilfe-Seite eigentlich nicht geeignet. Wer schwere Vorbelastungen hat, der sollte sich in jedem Fall Hilfe holen und versuchen, mit einer Therapie das Erlebte zu verarbeiten. Achten Sie auf fachpsychologisch geschulte Personen.

Dennoch denke ich, dass das Thema im Zusammenhang mit dem Bindungserbe natürlich seinen Platz haben muss.

Übergriffe, Gewalt, permanente Eskalationen, Bindungsabbrüche, Scheidungsdramen, in entscheidenden Momenten immer wieder alleine gelassen worden sein, völliger Mangel an Empathie und Einfühlsamkeit, das Kind als Sündenbock und "schuldig" an allem, was nicht funktionierte: Es gibt leider zu viele Möglichkeiten, wie jemand durch eine Bindung beschädigt werden kann. 

Verarbeitungen von schweren Belastungen aus Beziehungen gelingen selten ohne Hilfe. Häufig prägen sie die Persönlichkeit und können Störungen im psychischen Erleben erzeugen. Ängste, Scham, Hilflosigkeit und eine grosse Verletzbarkeit prägen dann den Bindungsstil.

 

Hintergründe für Traumatisierungen

  • Überforderte Eltern.
  • Gewaltausübung in der Familie (Übergriffe zum Beispiel).
  • Vergangene Partnerschaften, in denen Übergriffe und Gewalt stattgefunden haben.
  • Problematische Trennungen, inklusive jener der eigenen Eltern.
  • Eltern, die mit Nähe überhaupt nicht umgehen konnten.
  • Eltern mit grossem Defizit an Einfühlungsvermögen und inadäquatem Erziehungsstil.
  • Eltern, die ihre Kinder zu Sündenböcke für alles machten.
  • Eltern mit psychischen Störungen, mit Suchtverhalten (Alkohol, Drogen etc).
  • Pech.

 

Merkmale und Folgen von Traumatisierungen

  • Es in jedem Fall ganz anders machen wollen mit den eigenen Bindungen.
  • Angst haben, dass es genau gleich herauskommt mit den eigenen Bindungen.
  • Nie selber eine Bindung eingehen wollen.
  • In der Jugendzeit und im frühen Erwachsenenleben kann es bei weiblichen Personen eine Sehnsucht nach einem eigenen Kind geben, auch wenn die Umstände alles andere als "ideal" sind.
  • Meiden von jeglicher Nähe - Abwürgen der Bedürfnisse nach Bindung, Nähe, Geborgenheit.
  • Unterbrechen von positiven Emotionen, die durch Nähe entstehen.
  • Abtöten der Gefühle - Emotionen als etwas grundsätzlich "Schlechtes", "Gefährliches" etc.
  • Süchte.
  • Sich Verletzungen durch Gegenstände beifügen - sich Schmerzen zufügen.

 

Beispiele

1. "Gefühle abgestorben"

In die Therapie kam Jacques (38), weil er seit längerem bei sich selber feststellte, wie gefühlskalt er sei gegenüber seiner Partnerin. Alle Partnerinnen haben ihm jeweils das Gleiche gesagt: Er sei ein Eisblock. Dazu erzählt Jacques folgende Geschichte:

"Als ich 11 Jahre alt war, kam ich mit einer stark blutenden Verletzung am Knie nach Hause, die Kniescheibe war sogar sichtbar. Ich humpelte und war im Gesicht ganz verweint vor Schmerzen. Als die Mutter mich mit dieser Verletzung erblickte, schrie sie laut: "Was hast du angestellt, du .... Wenn's dir weh tut, dann geschieht es dir recht. Du machst immer nur Probleme. Was bist du nur für ein Kind."

"Dann nahm meine Mutter ihre Schlüssel in die Hand und sagte: Geh zum Nachbar, wenn der dich so sieht, dann wird er dir sicher helfen. Ich muss fort."

 

2. "Die Ex-Beziehung"

Silvia (41) will den Gründen auf die Spur kommen, weshalb sie sich so sehr zurückzieht, wenn ein Mann Avancen macht und sie ihm zu gefallen scheint. Sie wünschte sich schon eine Partnerschaft, aber eben. In der dritten Therapiesitzung erzählt Silvia folgendes: "Schon als Kind hatte ich Schwierigkeiten, andern Menschen deutlich genug mitzuteilen, wenn ich etwas brauchte oder mir etwas wirklich wichtig war. Ich fing dann immer gleich an zu weinen, obwohl ich eigentlich wütend war. Anderen Grenzen zu setzen, wenn Mitmenschen mit mir zu wenig rücksichtsvoll oder einfach zu weit gegangen sind, ist für mich fast unmöglich". Angesprochen auf ihre gesunde Wut, meint Silvia: "Die spüre ich zwar schon, aber es macht mich auch total hilflos. Ich habe das Gefühl, das darf ich gar nicht fühlen." Dabei fängt sie zu weinen an. Weiter erzählt sie folgende Episode aus ihrer letzten Beziehung:

"Meine letzte Beziehung hatte 10 Jahre gedauert und vor drei Jahren geendet. Seitdem fühle ich mich nicht in der Lage, irgendjemand in meine Nähe zu lassen. Mein damaliger Partner hatte ein Alkoholproblem. Wenn er nach Hause kam, dann oft betrunken. Statt auf die Toilette zu gehen erleichterte er sich irgendwo in einer Ecke eines Zimmers. In seiner Betrunkenheit bemerkte er gar nicht, was er da anstellte. Es stank jeweils bestialisch. Trank er zu Hause, dann konnte er ausrasten und gewälttätig werden. Es tat ihm am andern Morgen sehr leid, und er entschuldigte sich dann meistens. Wenn es um das Bezahlen von Rechnungen ging, dann hatte er nie genug Geld. Wenn es darum ging, da zu sein, als ich die Diagnose Brustkrebs bekam, war er zu oft betrunken, um mit ihr all das durchzustehen."

 

3. "Trennungen als Bindungsverletzungen"

Peter wuchs bis im Alter von 10 Jahren mit seinen Eltern auf und mit seinem um ein Jahr älteren Bruder. Er hatte kaum Kontakte zu anderen Kindern in der Nachbarschaft, auch in der Schule war er zurückgezogen. Aber mit seinem Bruder teilte er alles. In diesem Jahr ging die Mutter alleine in die Sommerferien. Er blieb mit Vater und Bruder zu Hause. Als die Mutter zurückkam, packte sie ihre Koffer und kam nicht mehr wieder. Seine Eltern beschlossen, sich zu trennen. Peter verstand damals nicht, was passierte.

Sein Vater forderte von der Mutter, dass Peter bei ihm bleibe und das sein Bruder zur Mutter gehen sollte. Die Mutter war einverstanden. Zudem verlangte sein Vater, dass Peter seine Mutter ausser an Geburtstagen und Festtagen nicht besuchen gehen darf. Das bedeutete, dass er auch seinen Bruder nicht mehr zu Gesicht bekam. Peter verstand nicht, weshalb sein Vater diese Forderungen machte. Er erhielt auf seine Fragen keine Antworten. Weder von der Mutter noch vom Vater.

Im Alter von 17 Jahren beschloss Peter, auf eigene Faust einfach seine Mutter und seinen Bruder zu besuchen. Sie wohnten in all den Jahren nur zwei Dörfer weiter. Als der Vater davon erfuhr, schmiss er Peter aus der Wohnung. Peter war auf der Strasse und kam bei seiner Mutter unter. Seine Mutter hatte aber einen neuen Partner, mit dem sie seit einem Jahr die Auswanderung plante.

Trotz der verzweifelten Situation wanderte die Mutter mit dem neuen Partner zwei Monate später aus. Sie änderte die Pläne nicht. Sein Bruder suchte sich ein Zimmer, Peter ebenso.

Gut 13 Jahre später schildert Peter in den ersten Therapiesitzungen, wie er sich regelmässig mit einem Messer selber verletze, wenn seine Freundin alleine in den Ausgang geht. Er würde sich eigentlich auch gerne trennen von ihr, weil er sich mit dieser Frau keine Zukunft vorstellen könne, zu verschieden seien sie. Aber es sei ihm unmöglich, sich zu trennen. Er habe das Gefühl, sich dann das Leben nehmen zu müssen.